Erörterung: Sind wir durch das Internet besser informiert?

Im folgenden findet ihr eine klassische Erörterung mit mehreren Pro- als auch Contra-Argumenten zu der Fragestellung „Sind wir durch das Internet besser informiert?“. Einleitung, 3 Contra-Argumente, 4 Pro-Argumente und ein begründeter Schluss.

„Ich weiß nur, dass es Leute gibt, die da so ein Programm entwickelt haben, womit man mit einzelnen Fundwörtern dann was finden kann, aber ich mach das nie.“, so Hans-Christian Ströbele, Abgeordneter im Bundestag auf die Aufforderung hin, bitte einige Internetbrowser zu nennen. Diese Zitat spiegelt auch im Jahre 2015 noch die Einstellung, insbesonders älterer Menschen wider, zu Zeiten in denen ein Großteil der Jugend sich ein Leben ohne Internet kaum noch vorstellen kann. Bloggen, Bilder posten, Filme produzieren und hochladen oder Podcasts hören, all das ist für viele selbstverständlich geworden. Eine ganze Flut an Informationen erreicht täglich die Mobiltelefone und Computer vieler Menschen und trotz des scheinbar übermächtigen Konkurrenten gibt es dennoch nach wie vor auch einen großen Absatzmarkt für die klassischen Tageszeitungen. Es drängt sich hierdurch die Frage auf, ob wir durch das Internet tatsächlich besser informiert sind, oder womöglich doch auf konventionelle Medien vertrauen sollten.

Primär muss man natürlich berücksichtigen, dass im Internet angebotene Informationen und Nachrichtenquellen leicht manipuliert bzw. zensiert werden können, da der Kommunikationsverkehr über zentrale Punkte geleitet wird und dort entsprechend sortiert werden kann. In China beispielsweise wird durch die sogenannte „Great Firewall“ mithilfe des Blockens bestimmter IP-Adressen und das Sperren von regierungskritischen Seiten weite Teile des Internets zensiert und der Öffentlichkeit vorenthalten, wodurch keine freie Meinungsbildung mehr möglich ist.

Ein großes Problem ist auch, dass Quellenangaben im Internet häufig ungeprüft und deshalb nicht verlässlich sind, da diese weder redaktionell überprüft werden, noch immer verfügbar sind. Es werden beispielsweise oftmals sogenannte „Hotlinks“ als Quelle angegeben, welche technisch bedingt nur für eine begrenze Zeitdauer auf die angegebene Webseite weiterleiten. Die Quellen  könnten inzwischen verändert worden sein wodurch der eigentliche Bericht auch unwahr ist oder im schlimmsten Fall auch überhaupt nicht mehr auffindbar sein, da der angegebene Link ins leere führt, als ein sogenannter „toter Link“ ist.

Vor allem aber wird auf Nachrichtenseiten und in Foren bewusst Manipulation betrieben und falsche Informationen gestreut, da so ganze Massen aufgehetzt und in Richtungen gelenkt werden, die durch einige wenige vorgegeben werden. Die Europäische Union hat 3 Millionen Euro investiert, um EU-kritische Diskussionen im Netz durch sogenannte „Trolle“, also Personen die durch gezielte Provokationen und rhetorischen Angriffen versuchen Meinungen zu beeinflussen, zu lenken und somit die öffentliche Meinung zu manipulieren.

Es gibt jedoch auch eine Vielzahl von Aspekten, die dem vorher gesagten widersprechen. Diese werde ich nun nachfolgend erörtern.

Heutzutage können Nachrichten aus allen Weltregionen in Sekundenbruchteilen auf der ganzen Welt verteilt werden, da die Glasfaserinfrastruktur inzwischen flächendeckend ausgebaut ist und selbst in entlegenen Gebieten ein Internetzugang möglich ist. Über Naturkatastrophen oder sonstige wichtige Ereignisse weiß man inzwischen nach wenigen Minuten bescheid und bekommt sogar meist erste Bilder von Augenzeugen zu sehen. Die Berichterstattung läuft hierzu weltweit live ab und kann von Nutzern per mobilem Internet umgehend abgerufen werden.

Einen weiteren Vorteil stellt der kostenlose Zugang zu Informationen im Netz dar, da inzwischen fast alle Nachrichtenseiten ihr komplettes Angebot oder zumindestens die Kurznachrichten auf deren Onlinepräsenz kostenlos publizieren. Die Tageszeitung „Welt“ beispielweise bietet alle Printartikel einige Tage später werbefinanziert online für alle zugänglich an, wodurch sich gegenüber der Druckausgabe im Wert von 2,70€ auf lange Zeit hochgerechnet eine enorme Ersparnis ergibt. Der Internetzugang an sich stellt hierbei also den einzigen Kostenfaktor an sich dar, welcher jedoch aufgrund der Internetverfügbarkeit in Deutschland vernachlässigt werden kann.

Weiterhin bietet das Internet im Vergleich zu den Printmedien eine wahnsinnig große Informationsfülle, da sich jeder Einzelne im Internet beteiligen kann und somit ein großes Spektrum an verschiedenen Perspektiven einer Vielzahl von Interessensgruppen bereitstehen. Es gibt heutzutage massenweise Blogs, welche von Privatpersonen geführt werden, frei verfügbar sind und somit einen sehr spezielle Meinungsbildung ermöglichen. Der You-Tube User „LeFloid“ beispielsweise erreicht mit seinen Kurznachrichten im Videoformat inzwischen fast 3 Millionen Deutsche und fördert so den Meinungsaustausch und die Diskussion aktueller politischer Themen vor allem auch in der  jüngeren Generation immens.

Vor allem aber zu betonen ist der Fakt, dass man über das Internet an Informationen aus unzulänglichen Weltregionen kommt, da dieses eine globale und stabile Kommunikationsgrundlage bietet, welche schwer allumfänglich zu kontrollieren bzw. zu zensieren ist. Während des arabischen Frühlings im Jahre 2011 beispielweise, nutzen Revolutionäre und politisch Verfolgte das Internet um Demonstrationen zu organisieren und Informationen an die Außenwelt zu verbreiten. Da ausländische Journalisten zu dieser Zeit nicht einreisen durften und konventionelle Medien wie das Fernsehen oder das Radio staatlich kontrolliert wurden, stellte das Internet als einziges Medium eine unabhängige Kommunikation zur Verfügung.

Sind wir also durch das Internet besser informiert? Wenn man das vorher Gesagte abwägt, kommt man unweigerlich zum Schluss, dass das Internet allen zweifeln zum Trotz eine großartige Möglichkeit der Informationsbeschaffung und Meinungsbildung ist. Natürlich gibt es eine Vielzahl von Falschinformationen, welche auf den ersten Blick schwer zu erkennen sind. Hier ist jedoch der mündige Bürger gefragt, welcher Informationen hinterfragt und sich zur Bestätigung weitere Quellen heraussucht und auch redaktionell überarbeitete Texte zur Meinungsbildung heranzieht. Zum Schluss möchte ich anmerken, dass man dem Internet mehr Vertrauen schenken sollte, da es meiner Meinung nach eine einmalige Möglichkeiten bietet und ein, vom Leser differenziertes vorausgesetzt,  unschlagbares Informationsangebot darstellt.